Green Deal, EU Way of Life, Digitales Jahrzehnt: diese und andere zunehmend verwendete ‚Schlagworte‘. Was bedeuten sie und wie gestalten sie die Zukunft Europas?
Vokabeln,Schlagworte, Slogans oderBuzzwords
Jeder Planungszeitraum lebt von bestimmten Prioritäten, die sich aus einer langen strategischen Debatte ergeben und nach und nach in Worten oder kleinen Sätzen zusammengefasst werden, die mit besonderer Häufigkeit für mindestens einen Siebenjahreszeitraum verwendet werden. Viele von ihnen (z.B. ‚intelligent‘, ‚grün‘, ‚innovativ‘, ’nachhaltig‘ oder ‚inklusiv‘ zu sein) bleiben langfristig im ‚konzeptionellen Erbe‘ der europäischen Planer und der europäischen Öffentlichkeit eingeprägt. Diese Wörter oder Sätze werden im Englischen als ‚ Buzzwords „(oder‚Buzz-Phrasen‚): ein Begriff mit einer bedeutenden Etymologie, der gleichzeitig an das Konzept von ‚Buzz‘(Buzz = Hintergrundgeräusch, undeutlich und kontinuierlich), aber auch an ‚Aktivismus‘(Buzz = besonders dynamische und sprudelnde Atmosphäre) und die Verbindung zu beruflichen Aktivitäten(Buzz als ‚Business‘) erinnert. Manchmal werden diese ‚Schlagworte‘ überstrapaziert und verlieren den Reichtum ihrer ursprünglichen Bedeutung; aber sie implizieren eine echte Begeisterung für ein Thema, das als Priorität wahrgenommen (und angegangen) wird, und sind wichtig, um in der Welt der Europaplanung effektiv zu arbeiten. Sie stellen (per Definition und aus offensichtlichen Gründen der Kommunikation) die Trivialisierung eines komplexen Konzepts dar: aber sie sind der Höhepunkt jahrelanger (oder jahrzehntelanger) Debatten, der Brennpunkt der Aktualität in der Welt des Euro-Designs und die Grundlage für die Zukunft Europas.
Prioritäten für 2021-2027
Viele dieser‚Schlagworte‚ finden sich in den strategischen Prioritäten der Europäischen Kommission für diesen Zeitraum wieder. Wir haben darüber bei der Präsentation des neuen Europlanning Guide gesprochen. Es gibt 6 davon und sie beziehen sich auf das Mandat der Europäischen Kommission unter der Präsidentschaft von Ursula von der Leyen (2019-2024). Sie können in einer Vielzahl von strategischen und vorbereitenden Dokumenten(wie diesem) und in unserem allgemeinen Überblick über europäische Programme (Info-Link zu ihrer politischen Genese) nachgelesen werden. Jede dieser Prioritäten ist in der Tat eng mit der politischen Genese der wichtigsten europäischen Programme verknüpft: So ist der Zusammenhang zwischen diesen Prioritäten und Programmen wie LIFE, Digitales Europa, Binnenmarkt, Außenpolitisches Handeln, Rechte und Werte sofort erkennbar. Es ist jedoch ebenso wichtig, ihre transversale Dimension zu berücksichtigen: Jedes Programm, vom größten bis zum kleinsten(wir haben dies z.B. bei Horizont Europabetont), greift praktisch alle von ihnen auf und kann für jede dieser 6 Prioritäten relevant sein. Die Gemeinschaftsmittel (einschließlich der Mittel der ‚Resilienz-Fazilität‘, d.h. des sogenannten ‚Recovery Fund‘) konzentrieren sich auf die ersten beiden: ‚Green Deal‘ und ‚Digitale Dekade‘. Diese 6 Prioritäten zu kennen, sie zu verstehen, sie zu verinnerlichen, ihre Grundsätze zum Ausdruck zu bringen und ihre Herausforderungen in Projektvorschlägen anzugehen, ist für alle an der Europlanung Beteiligten sehr wichtig. Lassen Sie es uns gemeinsam herausfinden!
Der europäische „Green Deal
Der ‚Green Deal‘ zielt darauf ab, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Sie hat eine grundlegende konkrete und symbolische Bedeutung für die Zukunft der Erde. Bei der ‚Herausforderung Nr. 1‘ für die Zukunft der Menschheit an erster Stelle zu stehen, hat auch strategische Bedeutung für die Rolle Europas in der Welt, sowohl politisch (Führungsrolle) als auch wirtschaftlich (Wettbewerbsfähigkeit bei Schlüsseltechnologien). Die Aktionen in diesem Bereich betreffen viele Sektoren, für die es spezifische Strategien und Maßnahmen gibt: Klima, Energie, Landwirtschaft, Industrie, Umwelt, Verkehr, regionale Entwicklung, Forschung und Innovation.
Ein Europa, das bereit ist für das digitale Zeitalter
Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Jahrzehnt zu Europas ‚digitalem Jahrzehnt‘ zu machen: durch die Stärkung der digitalen Souveränität und Sicherheit, der Standards, der Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen Daten, Technologie und Infrastruktur (5G und 6G, Cloud, künstliche Intelligenz, Big Data, Halbleiter, Quantencomputer usw.) und der digitalen Kompetenzen (für den öffentlichen und privaten Sektor). Auch hier umfassen die Aktionen viele Bereiche, Strategien und spezifische Maßnahmen: künstliche Intelligenz, Daten, Industrie, Hochleistungsrechnen (HPC), digitale Märkte, digitale Dienstleistungen, Cybersicherheit, digitale Kompetenzen, Konnektivität, digitale Identität.
Eine Wirtschaft im Dienste der Menschen
Die EU muss ein attraktiveres Umfeld für Investitionen und Wachstum schaffen, das hochwertige Arbeitsplätze bietet, insbesondere für junge Menschen und kleine Unternehmen. Es handelt sich nicht nur um die Wiederbelebung eines langjährigen EU-Slogans („mehr und bessere Arbeitsplätze“), sondern um eine echte langfristige Priorität, bei der die EU ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen muss. Insbesondere im Hinblick auf: die Reaktion auf die Covid-19-Krise; die Anpassung der Wirtschaft an eine ‚grüne‘ und klimaneutrale Logik; die Aufrechterhaltung sozialer Standards, ein Eckpfeiler der europäischen Werte.
Ein stärkeres Europa in der Welt
In einer zunehmend chaotischen Welt, in der die Stimme der Rechte, der Regeln, der Demokratie und des Multilateralismus um Gehör ringt und die durch den Einfluss alter und neuer Welt- und Regionalmächte gekennzeichnet ist, muss die EU unbedingt ihre Rolle als „verantwortungsvolle Führungsmacht“ stärken. Diese Führungsrolle kommt in allen Bereichen zum Ausdruck, aber am unmittelbarsten in den Bereichen, die die Stimme der EU in der Welt tragen: Außenpolitik, Nachbarschaft und Erweiterung, internationale Partnerschaften und Hilfe, Handel, Sicherheit und Verteidigung.
Förderung der europäischen „Lebensart
Die ‚europäischen Werte‘ sind die tiefen Wurzeln der EU und ihrer Zukunft. Sie durchdringen die Art und Weise, wie die EU lebt und sich entwickelt, wie sie ihre Agenda und Ziele in verschiedenen Bereichen umsetzt, wie sie sich manifestiert und wie sie von ihren Bürgern erlebt wird. Justiz, Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit, Toleranz und soziale Gerechtigkeit – aber auch Gesundheit, Sicherheit, Verbraucherschutz, Migration und Asyl: Dies sind, zusammen mit all den anderen bereits genannten, die ‚großen Baustellen‘, die die Vision und die Werte Europas in diesen Jahren tragen werden.
Neuer Schwung für die europäische Demokratie
Die europäische Demokratie zeichnet sich durch eine große Lebendigkeit, eine komplexe institutionelle Architektur und ein besonderes Konzept der Führung aus, die sie einzigartig in der Geschichte und beispielhaft in der Welt machen. Zwei Prioritäten sind jedoch in den letzten Jahren besonders dringlich geworden: die Gewährleistung einer stärkeren Rolle der europäischen Bürger im Entscheidungsfindungs- und Prioritätensetzungsprozess der EU und der Schutz der europäischen Demokratie vor Einmischung von außen (z.B. durch Desinformationsmaßnahmen und Hassbotschaften im Internet).
Prioritäten im Rahmen der Strukturfonds
Eine zweite Kategorie von Prioritäten oder „Schlagwörtern“ bezieht sich speziell auf die Welt der Strukturfonds, die Ausdruck der EU-Regionalpolitik sind, d.h. des spezifischen Beitrags der EU zur Entwicklung ihrer Gebiete. Die regionalpolitischen Prioritäten der EU für den Zeitraum 2021-2027 wurden auf fünf reduziert (im vorangegangenen Programmplanungszeitraum waren es elf) und orientieren sich eng an den oben beschriebenen sechs strategischen Hauptzielen der Europäischen Kommission. Die Strukturfonds werden auf der Grundlage dieser Prioritäten eine ‚Spezialisierung‘ vornehmen (die jedoch nicht vollständig oder ausschließlich sein wird).
- Ein wettbewerbsfähigeres und ‚intelligenteres‘ Europa (EFRE-Priorität)
- Ein grüneres, kohlenstoffarmes Europa (Prioritäten des EFRE und des Kohäsionsfonds)
- Ein stärker vernetztes Europa (Priorität des Kohäsionsfonds)
- Ein ’sozialeres‘ und integratives Europa (ESF+ Priorität)
- Ein bürgernahes Europa
Hinzu kommen (immer im Einklang mit den oben genannten Zielen):
- spezifische Prioritäten für den Just Transition Fund (der darauf abzielt, die sozialen Aspekte des Übergangs zu einer emissionsfreien Wirtschaft abzufedern)
- spezifische Prioritäten für die Programme der territorialen Zusammenarbeit (Bessere Governance der Zusammenarbeit und Ein sichereres Europa).
Denken Sie daran, dass Italien nicht zu den Empfängern des Kohäsionsfonds gehört (der Ländern mit einem Einkommen von weniger als 90% des EU-Durchschnitts vorbehalten ist).
Die Zukunft Europas
Diese Prioritäten sagen also viel über die Bedeutung von Europlanning und (allgemeiner) über die Zukunft Europas aus. Es wird an unseren Projekten liegen, ein neues Europa im Einklang mit diesen Zielen zu verwirklichen – faszinierend, wichtig und zu Recht ehrgeizig.
Aber das ist noch nicht alles! Alle Bürger sind aufgerufen, gerade jetzt über die Zukunft Europas mitzubestimmen. Eine spezielle Plattform ermöglicht es allen Bürgern, sich an der laufenden Debatte über die Zukunft Europas zu beteiligen. Und wie? Mehr dazu im nächsten Beitrag!